Suomi Winter Event 2013 - Show Jumping

Diesen Morgen schien die Sonne keine Chance zu haben, den vielen Gästen auf der Suomi Ranch, die atemberaubende Schönheit des finnischen Winters näher bringen zu können, denn eine geballte Front dunkler schwerer Wolken verdeckte den sonst so azurblau strahlenden Himmel. Schon jetzt war deutlich abzusehen, dass die Wolke bald schon ihre schwere Last nicht mehr tragen werden würden. Laut dem Wetterbericht, der schon um  6 Uhr zu verstehen wusste Lukas Launen  in kürzester Zeit auf den Gefrierpunkt zu bringen, würde  bereits am späten Morgen starker Schneefall mit heftigen Böen einsetzen. Ideale Bedingungen für den ersten internationalen Start seines Newcommers Silenced by the Night, dessen Konzentration schon allein durch die angespannte hektische Turnieratmosphäre zu wünschen übrig lassen würde.

Missmutig schaute Lukas durch die vereisten Scheiben des kleinen Küchenfensters und nahm noch einen Schluck von den viel zu starken , aber dafür wärme spendenden, Kaffee, den Erik ihm, noch bevor er sich setzen konnte, in die Hand gedrückt hatte. Kurz hatte er überlegt, ob er den Kaffee als  eine Geste der Freundschaft deuten  sollte oder ob der junge Mann die schwarze Brühe einfach nur irgendwie los werden wollte, da er selbst bemerkt hatte, wie grässlich seine Qualitäten im Punkto Kaffee kochen waren. Mit einem kurzen Blick auf den sensationslüsternen Gesichtsausdruck des blonden Schweden, der sich ein Grinsen kaum verkneifen konnte, musste Lukas  sich einräumen, dass wohl eher Zweiteres der Fall war. “Was kannst du eigentlich?“ grummelte er mehr oder weniger ernst gemeint und schaute Erik vorwurfsvoll an. Worauf dieser, nun endgültig lachend, abwehrend die Hände hob „ Das willst du gar nicht wissen Grumpy cat“

Ohne die Anspielung auch nur im Geringsten zu berücksichtigen, schweiften Lukas Gedanken wieder zu seinen Spekulationen, wann der Schneesturm über die Ranch hereinbrechen würde, ab und er hoffte inständig, dass es auf jeden Fall nach seinem Start mit Silence sein würde. Schließlich hatte sich das schwarze Nervenbündel gerade an den ganzen Turniertrubel gewöhnt und ein Schneesturm war nun circa das Letzte was die beiden bei ihrem Start nun gebrauchen konnten. Während andere  4 beinige Bekanntheiten zuvor routiniert ihre Trainingseinheiten abgeschlossen hatten und einen Weg fanden die Hektik nicht auf sich abfärben zu lassen, hatte Silence jedes unbekannte Geräusch völlig aus der Bahn geworfen. Bereits jetzt war es schwierig der Stute ein Stück ihrer Nervosität zu nehmen und ein heulender Wind der um die Häuser zog würde das Ganze mit Sicherheit  nicht besser machen.

Und Lukas sollte Recht behalten, auf dem Abreiteplatz war Silence genau das Pferd, was jeder Turnierreiter ungern unterm Sattel haben wollen würde. Das monatelange intensiv Training  schien nie stattgefunden zu haben und man konnte es Außenstehenden nicht einmal Übel nehmen, wenn deren kritische und abschätzende Blicken deutlich hinterfragten was solch ein Pferd auf den Suomi Winter Event zu suchen hatte. Langsam aber sicher färbte die Unsicherheit des Pferdes auf Lukas ab und die Frage dieses Turnier eventuell frühzeitig zu beenden wurde immer lauter. Schließlich sollte  Silence keine von Angst und Unsicherheit geprägten Erfahrungen mit Turnieren machen, sondern ruhig und langsam Turniererfahrungen sammeln. Immer schon hatte er Menschen verabscheut die auf Biegen und Brechen ihr junges Pferd, in dessen Augen man die Furcht förmlich ablesen konnte, durch den Parcour gescheucht hatten. Ohne Rücksicht auf Verluste, denn schließlich war ein Pferd im Endeffekt auch nur ein ersetzbares Sportgerät was sich seinen Lebensunterhalt selbst verdienen musste. Doch eigentlich war Silence nicht das typische Abbild eines ängstlichen Pferdes, sondern viel mehr eine kleine Prinzessin, welche unbedingt ihren kleinen naiven Kopf durchsetzen wollte und dabei alle Register ohne Skrupel zog.

 Mit einen leichten Seufzen gab Lukas schließlich die Galopphilfen, um die Stute im ruhigen Tempo ins Viereck galoppieren zu lassen. Die Möglichkeit zu verzichten hatte er während dem Ritt schließlich immer noch und er war einfach nicht der Typ etwas unversucht aufzugeben.

Ohne es anders erwartet zu haben, blieb die positive Wendung natürlich aus. Vielmehr verwandelte es sich der Ritt zum Spiel um die Konzentration der jungen Stute, wobei allein die kurzen Schwebephasen über den Sprüngen , in der Pferd und Reiter kurz einstimmig die Schwerelosigkeit genossen, kurze Verschnaufspausen boten.

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